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Impressionen

Treffen mit Sabine und Bianca

Knarrend biegt der Ast im Sturme
bricht fast unter dieser Last
wehrt sich tapfer diesem Winde
diesem Sturm, der ihn fast schafft

Kraftvoll sind die Frühjahrsstürme
toben übers weite Land
blasen all, was nicht so fest ist
drehend übers Frühjahrsland

Gerhard Ledwina

Kehrwoche mal anders – Mit bis zu 180 km/h fegte Sabine über Süddeutschland, das Orkantief ging auch am Gerechtigkeitswald Flacht nicht spurlos vorbei. Die schlimmste Sorge – Sabine könne, wie zuletzt Lothar großflächige Schäden verursachen – war zum Glück unbegründet, doch vorsichtig gezählt sind im Gerechtigkeitswald Flacht etwa 15-20 Bäume gefallen.

Einen ersten Überblick hat sich Beirat Korbinian Bernt direkt am darauffolgenden Mittwoch verschafft. Für die schnelle Beseitigung von Hindernissen auf den Wegen möchten wir im Namen aller Mitglieder danken!

Sturmschäden kann man im Gerechtigkeitswald Flacht vor allem in den Bereichen beobachten, welche bereits von Borkenkäfer und der Trockenheit vergangener Jahre vorgeschädigt waren. Wer genau aufpasst bemerkt zudem, dass es hauptsächlich Nadelbäume getroffen hat. Dies war zu erwarten; im Falle eines Wintersturmes sind Fichte, Tanne und Douglasie die Baumarten mit dem höchsten Windwurf-Risiko. Sie bieten im Gegensatz zu den kahlen Laubbäumen mit ihren Kronen eine breite Angriffsfläche für den Wind und besonders Fichten haben mit ihrem vergleichsweise flachem Wurzelwerk nicht viel Halt.

Auswertungen der Sturmschäden von Lothar haben in den 2000er Jahren ergeben, dass die Beimischung von Laubbaumarten einen Bestand deutlich stabilisiert und auch die Bestandsstruktur eines Waldes spielt bei der Sturmschadensprävention eine große Rolle. Der „Gemischtwarenladen-Wald“ (auch Plenterwald) stellt dabei einen optimalen Bestand dar. Neben den kleinflächig wechselnden Bestandesstrukturen, laufen im Plenterwald ständig Verjüngungsprozesse, die das Risiko vermindern, am Ende vor einer Kahlfläche zu stehen.

Für den Gerechtigkeitswald Flacht wünschen wir uns zukünftig einen strukturreichen, standortgerechten Mischbestand, doch waldbauliche Maßnahmen wirken nicht von heute auf morgen, sondern sind langfristig angelegt.

Der Schaden nach Sabine im Gerechtigkeitswald Flacht ist überschaubar und doch schmerzhaft, denn jede weitere Lücke im Wald öffnet zusätzliche Angriffspunkte für zukünfige Stürme. Im schlimmsten Fall kann es einen Domino-Effekt geben.

Am Samstag, den 22.02.2020 wurde offiziell mit der Aufarbeitung des Sturmholzes begonnen. Um alle Gefahrenstellen zu beseitigen, wird es noch einige weitere Arbeitstage benötigen. Gerade hängende Bäume stellen für unsere ehrenamtl. Waldarbeiter ein großes Risiko dar, welches nur mit passendem Equipment, ausreichend Erfahrung und mit Ruhe angegangen werden kann.

Dennoch ist Eile geboten: „Wenn wir das Holz nicht zügig aus dem Wald herausbekommen, findet der Borkenkäfer einen gedeckten Tisch vor“. Dies droht uns um so mehr, als das der Schädling im vergangenen Jahr ideale Bedingungen zur Vermehrung vorfand und in diesem Frühjahr vermutlich in ungewöhnlicher großer Zahl in den Startlöchern sitzt.

Heute endet der meteorologische Winter 2019/2020 und läutet damit trotz kurzer Kälteperiode die Borkenkäferzeit ein. Dieser letzte Tag des zweitwärmsten Winters seit Beginn der Messungen im Jahr 1881 wird aufgrund von Strumtief Charlotte wieder sehr stürmisch und extrem warm ausfallen.

„Nach dem Strum ist vor dem Sturm.“

Redewendung 20. Jahrhundert

Aufgrund der Möglichkeit fallender Äste und Bäume bitten wir Waldbesucher weiterhin um Vorsicht.

Melanie Bernt

Von Melanie Bernt

Ich bin seit kurzem Vorstand des Gerechtigkeitswald Flacht, ein wenig länger Produktmanagerin für Medizinprodukte und am längsten studierte Biologin. Eigentlich schreibe ich wissenschaftliche Publikationen, oder begleite Medizinprodukte auf Ihrem Weg von der Vermarktung bis hin zur Ausmusterung. Doch "durch geheime Bande knüpft die Natur das Schicksal der Sterblichen an das der Wälder." (Moreau de Jonnès)